Das kunstseidene Mädchen – Kritik

„Bravouröses Solo für Irina Ries.
Christian Fries gelingt im Til mit „Das kunstseidene Mädchen“ eine herausragende Bühnenfassung von Irmgard Keuns Roman.
Fries inszeniert das Stück sehr formal strukturiert. Er emotionalisiert und psychologisiert nicht, sondern geht durch rhythmisierte Sprachbehandlung – oft werden einige Sätze und Worte auch in der Modulation musikalisiert – durch dezent stilisierte Bewegungen und das Stellen von fast unbewegten Bildern einen anderen Weg.
…der Monolog entfaltet seine Wirkung gerade durch die Wahrung einer gewissen Distanz. Das Schicksal von Doris – die Vereinsamung, das Unterhalten von auf Ökonomie gerichteter Männerbeziehungen, der Weg in den Alkohol – bewegt trotzdem.
Irina Ries (Doris) bewältigt – bis auf einen kleinen Textriss in der Premiere – den Monolog mit Bravour. Mit jedem Szenenwechsel in der Erzählung schlägt sie einen anderen Ton an. Mit Genauigkeit werden auch die Bewegungen ausgeführt. Obendrein hauchen die Ausstrahlung der Darstellerin sowie deren eindringliche innere Haltung zu Text und Geschehen der Bühnenfigur Leben ein.
Fries findet immer wieder erstaunlich treffende Bilder für die erzählten Stationen, die über die Szenerie hinaus die seelischen Befindlichkeiten von Doris anschaulich erfassen.
Das sofortige Hereinspringen in Situationen, Momentaufnahmen.
Dementsprechend hat der Regisseur die Szenen „geschnitten“ oder „geblendet“. Die künstlerische Gesamtkonzeption geht auf. Wohlverdient lang anhaltender Applaus für das das 90-minütige Bühnensolo von Irina Ries und für Regisseur Christian Fries.“ Gießener Anzeiger (Löchel) 26.09.2009

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